Bornheim/Wesseling – Seit ein paar Wochen fährt Landwirt Alexander Bernartz jeden Tag zur Fütterung auf den Acker an der Landstraße 192 zwischen Schloss Eichholz und Bornheim. In den nagelneuen, grün gestrichenen Rundhallen warten aber keine Tiere darauf, mit Nahrung versorgt zu werden. Eine gefräßige Maschine ist es, die täglich mit 25 Tonnen gehäckseltem Mais gefüttert werden will: vier Wochen lang müssen Bernartz und sein Geschäftspartner Karl-Heinz Weißbarth während des Probebetriebes viel von Hand erledigen, bevor ihre Biogasanlage computergesteuert läuft. Dann produziert sie aus dem Getreide Wärme und Strom.
Über drei Jahre hat es gedauert von der Idee bis zur Umsetzung. „Es hätte auch viel schneller gehen können, wenn die bürokratischen Hürden nicht so hoch wären“, seufzen Bernartz und Weißbarth unisono und erinnern an die Anfänge des Projektes: als Bernartz damals über seine Felder blickte, grübelte der Landwirt, wie er seinen Betrieb, den er in fünfter Generation in Urfeld führt, auch in Zukunft gedeihen lassen könnte. Denn die 40 Hektar Land, auf denen er im nördlichen Bornheim Kohl, Rhabarber und Himbeeren anbaut, bieten keinen Raum für Expansion. Und die enge Ortslage in Urfeld erschwert den Transport der Ernte vom Acker zum Hof.
Zweites Standbein
Angesichts der bekanntlich generell schwierigen Lage für Landwirte überlegte sich Bernartz, dass er seine Anbauflächen nach Sechtem in die Nähe der Windkraftanlagen auslagern und dort als zweites Standbein Energie „anbauen“ könnte – in Form einer Biogasanlage, die Wärme und Strom erzeugt.
Der Idee folgte eine Ochsentour. Zuletzt sorgten die Bornheimer Kommunalpolitiker für Verzögerung, weil sie sich an der Größe des Bauwerks und dem Standort störten. Erst nachdem die geplanten Silos kleiner ausfielen und die Investoren eine Begrünung zusagten, so dass die unweit der Großindustrie geplante Anlage das Vorgebirgsbild so wenig wie möglich beeinträchtige, genehmigten die Politiker das Vorhaben. Nicht ohne vorher ihrer Sorge Luft zu machen, dass es aus der Anlage stinken könnte.
Beim Probebetrieb stinkt es nicht. Es riecht nach Landluft, wie rund um viele Bauernhöfe. Bei einem Rundgang erläutert Bernartz die Funktionsweise. Die Biogasanlage, deren Ablauf man in einem Computerschaltbild nachvollziehen kann, wird mit Mais „gefüttert“. Den nachwachsenden Rohstoff baut der Landwirt selbst an und bezieht einen Teil von einem Nachbarbetrieb. Durch Gär- oder Fäulnisprozesse entsteht in dem Reaktor das Biogas, das wiederum zur Erzeugung von Strom und Wärme dient. Der Strom wird als „grüner Strom“ ins Netz gespeist. „Damit könnten wir ein Jahr lang 1.500 Haushalte versorgen“, rechnet Weißbarth vor. Überschüssige Wärme, die nicht im Blockkraftheizwerk zur Stromerzeugung genutzt wird, verpufft nicht etwa, sondern wird für den eigenen Betrieb und in der Nachbarschaft eingesetzt. Künftig möchte Bernartz auch Spargel anbauen und die Kultur aus der Biogasanlage mit Wärme versorgen. So könnte er den Spargel früher als gewöhnlich auf den Markt bringen.
Die Überreste aus dem Mais werden nach der Energieerzeugung nicht etwa weggekippt, sondern als Dünger auf die Felder gebracht. „So schließt sich ein Kreislauf“, sagt der frisch gebackene Energieerzeuger.
Quelle: Kölner Stadtanzeiger